Bist du achtsam beim Malen?

Ein Nachtrag zum Thema Wahrnehmung

Es macht viel Freude aus dem Impuls heraus und mit Energie an ein Bild zu gehen. Spontan den Pinsel zu schwingen und in Farben zu schwelgen. Zufälle einzubeziehen. Verschiedenste Materialien mit Eigenleben in das Bild zu integrieren. Zu schauen was entsteht.

Und damit kommen wir an den Punkt, der mir heute in diesem Blogeintrag am Herzen liegt:

Schaut an, was entsteht, was auf der Leinwand mit eurem Bild passiert. Habt nicht nur ein Bild im Kopf, eine Vorstellung wie es sein soll, sondern seid mit der Aufmerksamkeit bei dem, was Ihr tut und wie es wirklich ist... beobachtet von außen was auf Eurem Bild geschieht. Prozessorientiert zu malen und dabei achtsam zu sein ist kein Widerspruch, denn nur so könnt Ihr Schlüsse aus Eurer Arbeit ziehen.

Hierbei geht es auch manchmal um rein handwerkliche, technische Gesichtspunkte.

Wie mischen sich die Farben beim Verziehen?

Gefallen mir die Farbmischungen oder werden die Farben zu trüb, zu hell, zu dunkel?

Ist die Farbe pastos aufgetragen oder als dünne Schicht mit dem trockenen Pinsel?

Oder ist der Pinselstrich (Duktus) sichtbar?

Wenn ja, passt der Duktus und die Strichrichtung zum Rest des Bildes?

Braucht das Bild Ruhe?

Oder wäre eine Belebung der Flächen und Formen durch dynamische Pinselstriche gut?

Ist die Farbe zu deckend?

Würde eine transparente, lasierende Farbschicht dem Bildaufbau guttun?

Wo schaffe ich weiche Übergänge und wo lasse ich mal eine harte Kante stehen?

Dies sind alles Fragen, die ich mir beim Malen fortwährend stelle. Malen und beobachten fließt ineinander. Ohne darüber nachzudenken. Ich male und ich beobachte gleichzeitig was geschieht. Währenddessen kommen und gehen neue Möglichkeiten und es liegt an mir, diese Möglichkeiten zu nutzen oder zu verwerfen.

Durch die Menge der Farbe auf dem Pinsel könnt Ihr Euren Ausdruck im Bild schnell verändern. Häufig ist zu viel Farbe auf dem Pinsel, wodurch unruhige Flächen entstehen(zu viel Pindelduktus), wenn Ihr eigentlich Ruhe und sanfte Übergänge erzeugen möchtet. Manchmal seid Ihr vielleicht zu sparsam mit der Farbe und zu vorsichtig, wenn Ihr doch eigentlich belebte, spannende Flächen im Bild braucht (zu gleichmäßig eingefärbte Fläche).

Um nun aber wirklich zu wissen, was als nächstes nötig ist, müsst ihr erst mal sehen wo Ihr steht.

Natürlich liegt es auch an Eurem Naturell, wie Ihr malt und schaut. Bist Du ein spontaner Typ und hast generell immer viel Farbe auf dem Pinsel, so hilft es zum Beispiel mal ein größeres Format zu nehmen (Es muss ja auch nicht immer die teure Leinwand sein, ein dicker Bogen Papier oder ein Malkarton tut’s auch).

Bist Du sehr zögerlich, dann versuch es doch mal mit einem größeren Pinsel, damit du etwas unkontrollierter an Dein Bild herangehen kannst 😉

Es hat noch etwas Gutes, wenn Du achtsam bist und mehr im Hier und Jetzt: Erst einmal nimmst Du mehr und mehr wahr. Das kannst Du trainieren. Außerdem gelingt es so, alles andere auszublenden. Du bist in diesem Moment voll und ganz mit Deiner Malerei beschäftigt. Darum geht es. Alles andere darf für diesen Moment unwichtig sein.

Viel Freude bei allen Experimenten, lass Farbe fließen,

Angelika

 

Kommentar von Susanne |

das sind wirklich gute Anregungen, selbst nach 30 Jahren Malerfahrung einen neuen Gesichtspunkt erfahren.
Auch eine alte Kuh (wie ich) lernt immer noch dazu. Danke

Antwort von Angelika Biber

Liebe Susanne, Danke für deinen Kommentar! Wie schön das ich Dir vielleicht neue Impulse geben konnte. Auch ich lerne immer Neues dazu und das ist toll. Liebe Grüße und ein erfülltes Schaffen mit viel Farbe wünscht dir Angelika

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