6 kleine kreative Fluchten – Nachmachen erwünscht!

Machmal hat uns der Alltag so fest im Griff oder wir sind davon einfach zu erschöpft, um großartig kreativ zu sein. Bis alle Malsachen auf den Tisch geräumt sind, ist die Lust, sich kreativ zu beschäftigen schon verflogen. Dabei brauchen wir doch so nötig Auszeiten, und bekanntermaßen ist die kreative Auszeit sehr wirkungsvoll und nachhaltig. Deswegen plädiere ich heute für die kleinen kreativen Fluchten. Einfach mal klein denken, fokussieren, den Blick schärfen. Ohne Überforderung, ohne Stress.

Kleine Elemente in Deinem Leben, die du schnell umsetzen kannst und für die keine lange Vorarbeit nötig ist. Du brauchst nur ein paar Stifte und bestenfalls ein kleines einfaches Büchlein bzw. Skizzenbuch mit festem Papier. Bei diesen kleinen Übungen kannst Du sehr schnell ins Hier und Jetzt abtauchen und Dich auf Deine Wahrnehmung konzentrieren. Kleine Häppchen wie der Küchengruß im Restaurant, der Appetit auf mehr macht 😉

1. Telefongekritzel
Zeichnen ist manchmal sehr negativ besetzt und es scheint sofort messbar, ob eine Skizze gelungen ist oder nicht. Nutze doch einmal die Zeit, bei einem längeren Telefonat mit dem Stift (egal welchem) auf dem Papier spazieren zu gehen. Kritzele einfach, was Dir in den Sinn kommt. Aber ohne abzusetzen, praktisch aus einer Linie. Ob Du Gesichter, Figuren, Blümchen oder Deine Katze auf das Papier bringst, alles ist gut. Setze nur den Stift nicht ab und verbinde alles miteinander. So kommst Du in einen besonderen Flow, Dein Strich wird ausdrucksstärker, Du beginnst mehr zu spielen. Falsch ist erwünscht, Hauptsache locker. (Das ist übrigens die für mich allerbeste und wirksamste Zeichenübung)

2. Strukturen/Oberflächen analysieren
Ähnlich funktioniert die nächste Übung. Hier versuchst Du die Oberflächenbeschaffenheit eines Materials zu erkunden. Dies stellst Du auch mit kritzelnden, suchenden Linien dar, gerne auch mit Farbstiften. Du brauchst nicht das ganze Objekt zu zeichnen. Es geht eher um die Stofflichkeit, die Textur. Dadurch nimmst Du Deine Umgebung viel intensiver wahr und schärfst Deinen Blick. Ist die Oberfläche flauschig, kratzig, glatt und glänzend mit Reflektionen oder grob gewebt? Versuche auch die Oberfläche ohne Absetzen darzustellen. Und schon bist Du mittendrin in Deiner kreativen meditativen Entspannungsübung.

3. Farbuntersuchung
Wer sich eher mit dem Medium Farbe auseinander setzen möchte, findet hier vielleicht eine Anregung. Dafür brauchst Du eine Box Buntstifte.

Analysiere einmal die Farbigkeiten um Dich herum. Durch dünne Überlagerung mit den Stiften erreichst Du auch mit einer kleinen Farbauswahl viele verschiedene Mischtöne. Ob Du jetzt ein Foto aus einer Kochzeitschrift farblich aufschlüsselst oder Deine Wohnzimmer Einrichtung, was Deinen Blick anzieht betrachtest Du genauer. Setze die Farbflächen in unterschiedlichen Größen locker nebeneinander. Spiele ein bisschen mit der Richtung der Linien. Fällt Licht auf einen Teil der Objekte? Dann leg noch eine kleine Schicht gelb darüber oder gelbe Blitzkanten an die Fläche.

Wenn Du diese Übung häufiger machst, wirst Du eine große Auswahl an interessanten Farbkombinationen erhalten, abseits von Deinem normalen Farbvorlieben. Du lernst auch, die Farbtöne besser zu sehen. Diese Farbkombinationen kannst Du auch später in Deinen Acrylbildern oder Aquarellen verwenden.

4. Details zeichnen
Meine Erfahrung zeigt, dass die Skizzen im Skizzenbuch nicht immer gelingen. Häufig denke ich da so groß und so komplex, dass ich die Szene gar nicht in kurzer Zeit erfassen kann. Perspektive, Bewegung, Bildausschnitt, Platzierung auf dem Format überfordert schnell. Und wenn ich dann noch ganz schnell und gekonnt locker etwas dahin werfen möchte, bin ich schnell überfordert. Das frustriert und hält Dich beim nächsten Mal davon ab, überhaupt erst einmal anzufangen. Mein Tipp: Konzentriere dich nur auf ein kleines Detail, einen kleinen Ausschnitt. Beginne da nur mit der Kontur eines kleinen Details. Die Zeichnung mehr und mehr erweitern kannst Du immer noch nach und nach, je nach dem wie es läuft. Also zoome auch beim Zeichnen heran. Beschäftige Dich mit der kleinsten Einheit, z.B. dem Blatt Deiner Lieblings-Topfpflanze, einer Apfelscheibe, einer Nuss. Das genügt fürs Erste.

5. Kleine Fernseh-Kompositionsskizzen
Was ich ab und an gerne mache sind Fernseh-Kritzeleien. Manche Filme sind so hervorragend kompositorisch komponiert, das es einfach spannend ist die Einstellungen in kurzen Farb- oder Bleistiftskizzen fest zuhalten. So kannst Du dich ganz nebenbei mit dem Thema Komposition auseinander setzen. Ein Actionfilm ist natürlich etwas zu schnell, aber es gibt z.B. ruhigere Krimis bei denen es ganz gut klappt. Auch schnelle Kritzel-Portraits funktionieren so ganz gut. Das schöne ist: Du lernst schnell zu sein. Und weniger genau. Es geht mehr darum, schnell das Wesentliche zu erfassen. So kannst Du die (verlorene) Zeit vor dem Fernseher doppelt nutzen.

6. Beifahrer-Gekritzel
Wie oft sitzt Du als Beifahrer/in im Auto? Vor kurzem habe ich diese Zeit mal genutzt, um ein paar wirklich schnelle Skizzen in mein Skizzenbuch zu machen. Und da wir flott unterwegs waren, konnte ich wirklich nur ganz schnell das Wesentliche zeichnen. An den roten Ampeln hatte ich etwas länger Zeit. Diese Autofahrt ist nun dokumentiert und ich werde sie so schnell nicht vergessen.

Wichtig bei allen Übungen ist es, dass Du nicht bewertest, sondern es einfach nur tust! Es wäre super, wenn Du Dir die Zeit nimmst, Dich jeden Tag ein kleines Bisschen damit zu beschäftigen. Ein paar Minuten vielleicht. Auch wenn der tägliche Zeitaufwand gering ist, wirst Du doch nach einer Weile sehen, dass Du dadurch Deine Kreativität mehr und mehr in deinen Alltag integrierst. Du kommst Deinem Wunsch Kreativität zu leben jeden Tag einen kleinen Schritt näher. Und ein paar Minuten jeden Tag machen auch eine Fülle an Beobachtungen, Wahrnehmungen, Skizzen, Farbanalysen und Ideen aus. Vielleicht wird auch dadurch der Wunsch größer, Dich mit den aufwendigeren Bildern zu beschäftigen und Du schaufelst Dir dafür endlich wieder Zeit frei.

Ich habe mir diesen Sommer vorgenommen endlich wieder täglich ein Skizzenbuch zu führen. Auch wenn ich es nicht geschafft habe, wirklich täglich zu zeichnen, habe ich rückblickend eine Menge an wunderbaren Momenten, die ich im Skizzenbuch festgehalten habe.

Ein kleiner Tipp zum Schluss: Datiere Deine Übungen und schreibe eventuell Bemerkungen oder weitere Ideen dazu. So kannst Du später wieder in diese Situationen abtauchen und aus diesem Übungsheftlein wird ein außerdem Ideenlager.

Viel Spaß bei der Umsetzung und viel Freude bei allen Experimenten,

lass Farbe fließen,

Angelika

 

Kommentar von Marie-Luise |

Liebe Angelika,
du lebst die Malerei, das kommt so intensiv rüber und inspiriert mich sehr. Vielen Dank dafür.
Hoffentlich auf bald.
Gruß
ML

Antwort von Angelika Biber

Liebe Marie-Luise, ich danke Dir sehr für Deinen Kommentar und ich freue mich wirklich das es inspiriert. Das motiviert mich sehr, weiter zu machen! Ganz liebe Grüße, Angelika

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