7 Tipps, um dich zu inspirieren wenn du einmal feststeckst

Ein Gastartikel von Lea Najork

Ich muss gestehen, ich bin keine große Malerin. Auch wenn ich in meiner Kindheit gemalt und gezeichnet habe wie verrückt, ist es jetzt schon eine Weile her, dass ich zum Pinsel gegriffen habe. Aber kreativ und schöpferisch zu sein ist mir trotzdem unheimlich wichtig und gehört zu meinem Leben wie essen oder schlafen. Mein Mittel zum Zweck, Gefühle und Gedanken auf Papier oder einen Computerbildschirm zu bannen, sind Wörter. Ich liebe Sprache, ich liebe ausgefallene Begriffe und schöne Satzmelodien und aussagestarke Vergleiche. Ich liebe es, wie beim Lesen Texte im Kopf lebendig werden, dass, obwohl dort auf der Seite doch nur ein paar simple Symbole zu erkennen sind, bunte Bilder in meiner Vorstellung entstehen.

Neben meinem Studium der Sozialwissenschaften habe ich verschiedenste Nebenjobs und Praktika gemacht. Alle hatten irgendwie was mit Kommunikation, Texten und Sprache zu tun. Und in jedem Job kam ein Moment, wo mir irgendwann mal nichts eingefallen ist. Der Augenblick, indem ich eine ziemlich nahe Deadline hatte und mein Gehirn leerer wurde mit jeder Minute, die ich vor dem weißen Computerbildschirm saß. Auch wenn du vermutlich diesen Text ließt, weil du in deiner Freizeit gerne malst, und du in deiner eigenen Reise der kreativen Entwicklung niemandem deine Bilder vorlegen musst, kennst du bestimmt das Gefühl vor der Leinwand zu sitzen und nicht weiter zu wissen. Du hattest so gute Ideen, als du an das Werk herangetreten bist, warst wirklich inspiriert, doch jetzt klappt alles nicht. Vielleicht fehlt dein ganz persönlicher Ausdruck, vielleicht gefallen dir die Farben nicht, vielleicht ist es einfach nicht so geworden wie du es dir vorgestellt hast. Aber was tun? Bevor du die Leinwand in den Keller verbannst, wo sie niemals wieder das Tageslicht sieht, probier doch mal einen der folgenden Tipps, die mir bisher sehr geholfen haben, beim Texten meine Blockade zu überwinden.

Snack eine Kleinigkeit

Steh auf und plündere den Kühlschrank, koch dir einen aufputschenden Kaffee oder knabbere an einem Apfel. Das mit den Snacken ist hier nur ein Synonym dafür, eine kleine Pause zu machen und sich etwas Gutes zu tun. Mich entspannt das meistens, und wenn ich entspannt bin fallen mir bessere Dinge ein und mit ein bisschen Glück fließen die Wörter, bzw. die Farben dann einfach aufs Papier. Wenn dir stattdessen kuschelige Socken oder eine Duftkerze helfen, ist das natürlich auch völlig in Ordnung.

Mach an einer anderen Stelle weiter

Manchmal muss man die blöde Stelle erst mal eine blöde Stelle sein lassen und sich zuerst mit einem anderen Teil des Kunstwerks beschäftigen. Vielleicht den linken oberen Rand des Bildes für eine Weile ruhen lassen um sich der rechten unteren Ecke zu widmen. Vielleicht nochmal am Schlussteil des Textes rumbasteln. Einfach nur um die Bestätigung zu haben, dass man es durchaus kann. Zu der blöden Stelle kann man später noch zurück kommen. Aber dann glaubt man vielleicht wieder so sehr an sein Werk, dass man es nochmal versuchen möchte.

Nutze ein neues Material

Wenn dein bisheriger Werkzeugkasten schwächelt, das Bild farb- oder formlos bleibt, dann ist es vielleicht Zeit einen neuen Mitspieler einzuführen. Einer der anders ist als alle anderen, der sich eindeutig abhebt und den einheitlichen Fluss stört. Jemand der auffällt, der ein bisschen gegen die Regeln verstößt. Für mich sind das zum Beispiel Fragen, Ellipsen, absurde Metaphern oder Vergleiche, Absätze, Gedankenstriche - Vielleicht willst du nochmal einen neuen Pinsel nehmen, eine Struktur auftragen? Spachteln, Sprayen, oder Neonfarbe benutzen? Trau dich ruhig die ganze Bandbreite des Kunstbedarfes zu nutzen, die dir zur Verfügung steht. Es kann natürlich sein, dass dir das Endergebnis trotzdem nicht besser gefällt. Aber dafür hast du für deine nächste Mal-Session ganz viele neue Ideen gesammelt. Das ist immer noch besser als sich nichts zu trauen aus Angst, das Bild ganz ruinieren. Beim Malen und beim Schreiben hat man nichts zu verlieren!

Töte deine Lieblinge

Ein berühmter Schriftsteller (man weiß nicht genau welcher) hat mal den berühmten Satz „Kill your Darlings“ gesagt. Damit ist gemeint, dass man manchmal Stellen eines Kunstwerks, sei es ein Text, ein Bild, Musik oder eine andere Darstellungsform, zugunsten des großen Ganzen aufgeben muss. Und ich muss zugeben, dass mir das immer schwer fällt, denn wenn ich irgendwas geschrieben habe was ich besonders genial finde, dann tut es schon weh, das zu streichen nur weil es nicht in den Text passt. Und so schleiche ich manchmal Stunde um Stunde darum, bastele an den Sätzen und bin doch mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Bis zu dem Moment, wo ich die Stelle dann doch streiche. Und auf einmal gibt es so viele Möglichkeiten wie ich weiter machen kann, so viele Ideen und Punkte zu anknüpfen. Auch in der Malerei gibt es sicherlich Momente, in denen man sich von dem, mit dem man tatsächlich zufrieden ist, befreien sollte um weiter zu kommen. Es werden bestimmt noch andere „Darlings“ kommen.

Gewinne Abstand zu deinem Kunstwerk

Hin und wieder bin ich beim Schreiben so festgefahren, dass ich mich erst mal bewusst lösen muss, um weiter gestalten zu können. Das kann beim Malen bedeuten, einfach mal einen Schritt zurück zu machen um ein Kunstwerk aus der Distanz zu betrachten. Oder das man es einen Tag ruhen lassen sollte. Mir geht es ganz oft so, dass ich mit einem bestimmten Text nicht zufrieden bin, weil ich einfach so lange darüber gesessen habe und ihn gar nicht mehr objektiv bewerten kann. Wenn ich eine Pause einlege und dann noch mal lese bin ich oft überrascht, dass mir der Text viel besser gefällt, als ich ihn in Erinnerung hatte. Meistens sind es dann nur noch Kleinigkeiten die ich ändern muss um an den Punkt zu kommen, an dem sich der Text „fertig“ anfühlt.

Frage andere um Rat

Das Schöne daran, wenn man seine Leidenschaft mit anderen teilt, ist, dass man gut um Rat fragen kann wenn man nicht weiterkommt. Ich treffe mich ab und zu mit meinem besten Freund zu Schreibsessions, bei denen wir einfach nur zusammen in einem Raum sitzen, Tee trinken und schreiben. Manche Stellen lesen wir uns gegenseitig laut vor und fragen die andere Person nach Anregungen und Tipps. Einerseits ist es wirklich schön zu hören, wenn der andere den Text lobt. Andererseits ist es sehr hilfreich wenn man Vorschläge bekommt, wie man weitermachen kann, wenn man irgendwo festsitzt. Auch wenn ich dann gute Tipps bekomme, die ich aber trotzdem nicht anwenden möchte, hilft es mir sehr. Ich merke dann, was ich in meinen Texten genau nicht haben möchte. Und so komme ich durch das Ausschlussverfahren auf ganz neue Ideen weil ich genau spüre, nein, das ist nicht meine Wortwahl oder hm, diese Aktion passt nicht zu meinem Charakter. Künstlerischer Austausch ist immer bereichernd, weil man dabei auch viel über sich und seinen eigenen Stil lernt, wenn man ihn vom Stil des Gegenübers bewusst abgrenzt.

Gib es auf

Was tut man, wenn das alles nichts genützt hat, wenn man immer noch vor dem Bild oder Text sitzt und immer unzufriedener wird? Die selbstkritische Spirale in den Gang setzt, in der man sich denkt: Tja, offenbar bist du doch nicht so kreativ/ geübt/ begabt/ dafür geschaffen? Mit manchen Kunstwerken wird man einfach nie zufrieden sein. Wenn ich wirklich gar nicht weiterkomme, dann streiche ich meinen Text und fange neu an. Ich hüte mich dabei in die selbe Wortwahl zu verfallen, sondern bemühe mich darum, einen ganz neuen Ansatz zu finden. Vor einem weißen Blatt oder einer weißen Leinwand zu sitzen und neu zu beginnen, ohne dass man schon irgendwie festgelegt ist, kann sich dann sehr befreiend anfühlen. Vor allem wenn man beim vorherigen Werk gemerkt hat dass man gerade eigentlich lieber was ganz anderes machen möchte. Im Endeffekt soll sich gestalterisch aktiv sein, sei es durch Malerei, Texten, Musik machen oder etwas anderem, nach Befreiung anfühlen und nicht nach Zwang. Das wichtigste ist dass man Freude dabei empfindet und das Gefühl hat sich weiterzuentwickeln. Für mich gilt: Bei Kreativität ist der Weg das Ziel.

Habt ihr noch Tipps für Inspirationen und Anregungen, wenn man mit seinem Kunstwerk nicht weiterkommt? Dann teilt sie gerne mit euren Freunden, den anderen Kursteilnehmern oder hier in den Kommentaren. Sharing is caring!

Viel Spaß beim kreativ sein und ganz liebe Grüße!

Lea

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