Wie schaffe ich eine Stimmung im Bild?

Die Stimmung eines Bildes hängt sehr stark vom Licht im Bild ab und das Licht ist abhängig von den verwendeten Farben. Deine eigene Stimmung ist allerdings häufig nicht so ganz unschuldig daran. Oft wählen wir Farben, die uns angenehm sind und vielleicht sogar unsere eigene Stimmung transportieren. Manchmal brauchen wir beim Malen vielleicht sogar bestimmte Farbtöne, weil wir dazu besondere Assoziationen oder Erinnerungen haben oder weil sie uns im Augenblick einfach gut tun. So lassen uns blaue Flächen eher in Ruhe, weil sie zurückhaltend in die Ferne gehen. Bei orange-roten Bildern wird der Raum gefühlt ein paar Grad wärmer.

Mit speziellen, eigenen Farbkombinationen können wir sehr einfach unseren eigenen Stil ausdrücken, denn die Farbigkeit ist das erste, was auf uns wirkt, wenn wir ein Bild betrachten.

Aber auch die Art des Farbauftrages beeinflusst die Stimmung im Bild. Sind die Farbflächen eher hart voneinander abgegrenzt oder nebelig weich verzogen? Sind die Farben stark deckend oder eher transparent? Und wie stark sind die Kontraste? Gering, wie im Nebel? Oder stark, wie im gleißenden Sonnenlicht mit starken Schatten?

Im Augenblick experimentiere ich mit neuen Beleuchtungssituationen in meinen Bildern, um interessante Stimmungen darzustellen. Wer meine Arbeiten kennt, der weiß, dass ich eher intensivfarbig arbeite. Dennoch habe ich einmal ein Experiment gewagt und mit mir fremden Farben gearbeitet. Doch dazu später mehr.

In diesem Bild mit einer Bitumen-Schüttung habe ich naturalistische, für ein Meeresbild klassische Farbtöne verwendet, die einen eher kühlen Farbklang haben. Das Bild wirkt frisch und so, wie man es sich bei klarem Wetter am Meer vorstellt. Spannung geben die Hell-Dunkel Kontraste, aber ansonsten ist die Gestaltung unspektakulär.

Etwas anders zeigt sich die Stimmung in diesem Beispiel. Auch hier sind die Farben nicht expressiv verfremdet. Durch die Verwendung trüber und reiner Farben ist die Atmosphäre aber etwas differenzierter. Der Himmel ist in trüben blau-grau gearbeitet und wirkt nebelig und diffus. Der Vordergrund ist intensiver farbig und tritt deswegen mehr hervor. Der besondere Fokus liegt aber auf dem Horizont, dem durch die Verwendung von fluoreszierenden Gelb-, Orange- und Pinktöne besondere Aufmerksamkeit gegeben wird. Die gelben Akzente wirken zudem wie von der Sonne angestrahlt. So könnte es an einem heißen, diesig schwülen Tag aussehen, wenn sich die Sonnenstrahlen an wenigen Stellen durch die Wolkendecke schieben.

Um eine Abendstimmung zu schaffen und gleichzeitig den Fokus auf den Himmel zu legen, habe ich in diesem Bild zu wärmeren und dennoch leuchtenden Farben gegriffen, die ich auf der Himmelsfläche in vielen Schichten wolkig verzogen habe. Durch den rosa-gelb Anteil dabei strahlen die Wolken sehr intensiv und diese besondere Stimmung spiegelt sich in den Farben des Horizontes wieder.

Hier nun mein Experiment: Habt Ihr gedacht dieses Bild sei nicht von mir? Mir ging es auf jeden Fall so, als ich es gemalt habe 😉 Die Farben sind nicht gerade typisch für mich, aber ich wollte Euch dennoch demonstrieren, wie die Wirkung einer solchen Farbgebung ist. Es kostete mich ein bisschen Überwindung, ich geb's zu. Einzig und alleine den Kontrast zwischen dem hellen, frischen hellblau und den trüben grau-beige Tönen konnte ich mir nicht verkneifen, um dem Bild wenigstens etwas Spannung und Leben einzuhauchen. Noch diffuser und nebeliger hätte das Bild gewirkt, wenn ich die paynesgrauen Akzente am Horizont nicht gesetzt hätte. So stelle ich mir einen winterlich trüben Tag an der See vor.

Mein Favorit mit einer spektakulären Stimmung ist dieses Bild. Von der Farbgebung entspricht es mir total und ich liebe diese Stimmung und Strahlkraft, die von innen zu leuchten scheint. Die warmen Farbtöne sind mal reiner, mal gebrochen und werden gesteigert mit kühlem Gelb. Die Leuchtkraft habe ich durch dünn lasierte Schichte mit Neon Pink und Neon-Orange erreicht. Ein weitere Kontrast und Fokus ist die dunkle Fläche mit umbrafarbener Tusche am Horizont. So stelle ich mir eine sonnendurchflutete Landschaft im Süden vor.

Wie wäre es einmal bewusst mit unterschiedlichen Stimmungen im Bild zu arbeiten? Es geht ganz einfach: Verstärke zum Beispiel die hellen und die dunklen Stellen im Bild. So geht der Kontrast stärker auseinander und es wirkt wie Lichtreflexionen neben Schattenflächen. Wenn du jetzt noch die hellen Stellen zum Teil mit verschiedenen gelbanteiligen bzw. warmen Farben einfärbst und die Schattentöne zum Beispiel nicht schwarz oder Grau setzt sondern violett bzw. in kühleren Farben, dann steigerst du die Stimmung. Du hättest außerdem eine Steigerung durch den Komplimentärkontrast und durch den Gelbton ein schönes Licht. Teste auch mal, die Lichttöne dann noch ein paar Töne heller aufzusetzen und dabei kühlere und wärmere Lichtfarben zu verwenden. Dabei kannst du dich ruhig einmal von der naturalistischen Abbildung lösen und mit den Farbklängen experimentieren, egal ob die gegenständlich oder abstrakt arbeitest. Du wirst sehen, deine Bilder werden lebendiger und erhalten mehr Ausdruck.

Viel Freude bei allen Experimenten, lass Farbe fließen

Angelika

11 Kommentare

  1. Heidi Gritschke
    30. Mai 2019

    Liebe Angelika,

    tolle Anregungen zur Verwendung der Farben. Werde sie gleich heute noch ausprobieren. Warte schon seit Ostern auf diesen Feiertag, um endlich mal wieder meine Malsachen auszupacken.
    Liebe Grüße nach ins Bergische!
    Heidi

    Antworten
    1. Angelika Biber
      30. Mai 2019

      Liebe Heidi, wunderbar so ein geschenkter freier Tag, oder? Und wenn der dann so sinnvoll mit Malerei gefüllt wird, umso besser. Schön das dich der Blogartikel angeregt hat, mit Stimmungen zu experimentieren. Ich wünsche Dir ganz viel Freude dabei,
      lieben Gruß, Angelika

      Antworten
  2. Christel gary
    17. August 2019

    Hallo Angelika, c’est un grand plaisir de voir ton harmonie de couleurs!
    Ca donne envie d’aller dans l’atelier – mais il fait encore trop chaud ici à
    Cannes.
    Merci pour ton partage
    Christel

    Antworten
    1. Angelika Biber
      18. August 2019

      Bonjour chère Christel, merci pour vos retours positifs. Malheureusement, je ne parle pas français, je dois donc essayer le traducteur google. Je suis heureux d’avoir pu inspirer. Salutations au sud ensoleillé (à Cologne il pleut) Angelika

      Antworten
  3. elsbeth hierhammet
    18. August 2019

    Liebe Angelika, deine Anregungen sind Spitze. Ich seh dich richtig vor mir, und ich werfe mich in den kräftigen farbtopf, immer wieder ist es gut und schön von dir zu hören.
    Hoffe wir sehn uns nächste Jahr auf einer malreise.
    Liebe grüsse elsbeth

    Antworten
    1. Angelika Biber
      18. August 2019

      Liebe Elsbeth Danke! Es ist, das meine Arbeit inspiriert 🙂
      Ich würde mich sehr freuen, wenn wir im nächsten Jahr noch mal zusammen malen würden!! Lieben Gruß Angelika

      Antworten
  4. Aylin
    1. April 2020

    Liebe Angelika
    Für mein Abschlussprojekt der 9. Klasse, möchte ich drei Bilder malen in drei verschiedenen Stimmungen malen. Ich bin aber noch Anfängerin. Hast du vielleicht ein paar Tips für mich? Das wäre nett von ihnen!
    Freundliche Grüsse,
    Aylin

    Antworten
    1. Angelika Biber
      1. April 2020

      Hallo Aylin, danke für deine Nachricht. Am besten setzt du ein Thema um, das du selbst toll findest und gerne magst. Wofür interessierst du dich? Wenn dir da nichts einfällt, was du malen kannst, ist eine Landschaft bei verschiedenen Wetterlagen oder Tageszeiten schön. Oder zB. eine Katze, die im Frühjahr auf der Wiese sitzt, im Herbst und im Winter im Schnee. Es ist ein bisschen schwierig für mich, dir da Tipps zu geben, da wir uns nicht kennen. Auf gute Ideen kannst du auch kommen, wenn du dir Bilder von bekannten Künstlern anschaust und die dann mit deinen Themen und Mitteln veränderst, damit es dein eigenes Bild wird.
      Viel Erfolg bei deinem Abschlussprojekt, viele Grüße, Angelika

      Antworten
      1. Aylin
        1. April 2020

        Danke viel mal! Ihre Ideen haben mir sehr geholfen. 

        Antworten
  5. Gila Czerny
    30. Dezember 2021

    Hallo liebe Angelika, es ist so schön von dir zu lesen. Ich danke dir herzlich für die guten Anregungen. Zur Zeit bin ich raus aus der Farbigkeit. Bewege mich in Grautönen./Braun, ocker und Blautönen. … Das macht mir Spaß. Stellt mich jedoch auch oft vor Hindernisse. Spannung hineinbekommen ist dann manchmal nicht einfach. Als ich mir heute deine leuchtenden Farben anschaute…… Dachte ich : Lebensfreude, Power, Leuchtkraft…… Einfach fantastisch. Vielleicht kommt zu meinen derzeitigen gedeckten, ruhigen Tönen nun ein Spitzer vom Leuchtfeuer hinzu. Herzlichen Gruß, einen schönen, fröhlichen Jahreswechsel und, bis hoffentlich bald im kommenden Jahr. Gila Czerny

    Antworten
    1. Angelika Biber
      31. Dezember 2021

      Hallo liebe Gila, wie schön von dir zu hören! Das ist ja gerade das tolle an eigener Kunst, sie ist immer wieder neu, individuell und spannend. Ich arbeite auch gerne mal reduziert. Mit Grafitstift zB. oder mit Tusche. Aber ja, dann kommt meist doch immer die Farbe ins Spiel. So bin ich eben. Aber nix muss 🙂

      Ganz liebe Grüße und bis hoffentlich bald! Angelika

      Antworten

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