Nachhaltig malen

Kleine Dinge, große Wirkung!

Wenn du die Überschrift dieses Artikels liest, denkst du vielleicht: Auch das noch. Jetzt gibt sie zu diesem Thema auch noch ihren Senf dazu. Zumal Nachhaltigkeit in allerlei sinnigen und unsinnigen Zusammenhängen benutzt und manchmal werbewirksam missbraucht wird. Es ist nicht so, dass ich eine Umweltaktivistin bin. Und Einiges könnte ich auch bei mir verbessern. Das Beste wäre in der Tat, ganz auf das kreative Schaffen zu verzichten. Aber das geht ja auf keinen Fall. Seit jeher hatten die Menschen das Bedürfnis, sich künstlerisch auszudrücken. Und es gibt da bestimmt unterschiedliche Ausprägungen, wenn ich nicht malen, zeichnen oder kreativ sein dürfte, würde ich verkümmern. Das ist also keine Option.

Trotzdem hat sich im Laufe der Jahre meine Sichtweise verändert. Ich suche Lösungen, wie ich schöpferisch arbeiten kann, aber dennoch nicht massenweise unnötigen Müll produziere. Aber jeder muss das für sich selbst entschieden, wie die Prioritäten gesetzt werden. Manchmal sind es schon Kleinigkeiten, die nicht weh tun, aber auf Dauer und in der großen Masse schon etwas bewirken. Hier kommen ein paar dieser kleinen Dinge, die ich praktiziere, um den Müll zu reduzieren

Einweg-Handschuhe, Zewas oder Pappteller
Solche Dinge benutze ich so gut wie nie. Hände waschen, alte Geschirrhandtücher, alte T-Shirts oder leere Kunststoffverpackungen, die sowieso schon vorhanden sind, erfüllen ebenso den Zweck und können mehrfach verwendet werden. Ich brauche nicht jedes Mal einen frischen Teller, ein stabiler Deckel von Wandfarben oder Acrylbinder ist sehr strapazierfähig und kann auch mit wässrigen Lasuren benutzt werden, ohne aufzuweichen. Auch eine alte Glas- oder Plexiglasplatte ist super. Wenn der Einwegbecher verpönt ist, warum nicht auch der Einweg-Mal-Paletten-Papp-Teller?

Schon vorhandene Werkzeuge verwenden oder zweckentfremden
Ihr braucht nicht immer die allerbeste Künstlerqualität, auch schon vorhandene Werkzeuge könnt ihr gut für eure Malerei einsetzen. Spülbürsten, Gummiabzieher aus dem Baumarkt oder Topfschwämme halten lange und viel aus. Mit Resten von weißer Wandfarbe könnt ihr eure Bilder grundieren. Ein Gemisch aus Spüli und Sonnenblumenöl kann das Lösungsmittel für eure Ölfarbe ersetzen.

Mit Oberflächen arbeiten, die überarbeitet werden können
Da ich seit vielen Jahren künstlerisch arbeite, habe ich eine Menge bemalter Leinwände. Wirklich eine sehr große Menge. Und seit einiger Zeit, benutze ich nur sehr selten eine ganz frische Leinwand. In den überwiegenden Fällen recycele ich alte Bilder. Bilder die überholt sind, weil ich an einem anderen Punkt in meiner Entwicklung stehe oder auch Bilder, bei denen ich nie wirklich etwas Neues herausgearbeitet habe und bei denen es sich um eine Wiederholung früherer Arbeiten handelt. Solche Bilder kann ich gut wieder ziehen lassen und bilden die Basis einer neuen Gestaltung. Unter anderem, weil ich die alten Bilder häufig wieder übermale, firnisse ich meine Arbeiten so gut wie nie. Auf einem sehr glatten und so versiegelten Untergrund ist es schwer, wieder eine saugfähige Grundierung hinzubekommen. Am besten geht dies mit dünnen Schichten weißer Wandfarbe.

Der Mallappen statt Zewa, mehrfach verwendbar! © Markus Jung

Farbe feucht halten für den nächsten Maltag
Für große Leinwände brauche ich viel Farbe. Aber manchmal ist es schwer abschätzbar, wie viel. Manchmal gebe ich die Farbe direkt auf die Leinwand, dann kann ich mir den Umweg über die Palette sparen. Wenn ich Reste auf der Palette habe, wickele ich diese mit der Verpackungsfolie der frisch gekauften Leinwände ein (meistens die meiner Kursteilnehmer) Wenn ich länger nicht zum Malen komme, sprühe ich noch ein wenig Wasser mit der Sprühflasche drüber. So hält sich die Acrylfarbe ein paar Tage. Sollte ich dennoch Reste haben, die ich abspülen muss, nehme ich erst mit einem alten Lappen oder Schmutzpapier den größten Teil der Farbe ab, bevor ich die Palette reinige. So gerät weniger Acrylfarbe in den Ausguss.

Materialien gut pflegen
Leider haben viele Pinsel aus dem Künstlerbedarf nicht mehr die lange Lebensdauer, wie früher, das sind meine Erfahrungswerte. Wenn du aber mit deinem Material gut umgehst, hast du definitiv länger etwas davon. Wenn ich die Pinsel wasche (was ich meist erst am Ende der Malsession mache, da ich mit den verschiedenen Farbtönen nass in nass arbeite) lege ich sie anschließend zum Trocknen auf ein altes Frotteehandtuch. Ich stelle sie nicht in ein Glas, weil sonst die Feuchtigkeit in die Zwinge zieht und das Holz darin aufquellen kann. So fallen die Pinselhaare schnell aus und der Pinsel wird unbrauchbar.

Hin und wieder auf Papier malen
Für mich eine Spielwiese: Auf Papier arbeiten. Wir verbrauchen dabei weniger Material als bei Verwendung von Keilrahmen und es braucht weniger Platz bei der Lagerung der fertigen Bilder. Zudem kannst du dich auf Papier austoben, denn es ist ja "nur" ein Papier. Du kannst es wunderbar beschneiden, um die Komposition zu verändern oder es in Stücke schneiden, um Karten, Lesezeichen etc daraus zu machen (falls es im Ganzen nicht gelungen erscheint) Außerdem kannst du es später auch in Acrylbilder integrieren.

Materialien sammeln und in Collagen einbinden
Manche Teilnehmer bringen regelrechte Schatzkästchen mit: Die Sammlungen besonderer Papiere, alte Dokumente oder Zeitungsauschnitte kannst du ganz toll in Collagen verwenden. Auch selbstgemachte Skizzen erfreuen mich zweimal: Einmal, wenn ich sie zeichne und ein zweites Mal, wenn sie einen Platz in einem Bild finden. Auch gemusterte oder strukturierte Stoffe lassen sich prima einarbeiten.

Selbst machen und erst anrühren wenn nötig
Strukturgründe kannst du aus natürlichen Materialien mit Acrylbinder (oder weißer Wandfarbe, wenn die Strukturmasse weiß sein soll) selbst herstellen: Sand, Asche oder farbige Erden sind Struktur und erste Farbgebung zugleich. Und weil du das erst machst, wenn du diese Untergründe benötigst, wird auch nichts schlecht oder fest.

Ich freue mich über alles, was ein zweites Leben bekommt!

Hast du dir über dieses Thema bereits Gedanken gemacht und hast noch weitere Tipps für mich? Dann freue ich mich über einen Kommentar!

Viel Freude bei allen Experimenten, lass Farbe fließen,

Angelika 

 

 

6 Kommentare

  1. Karin Werner
    1. Dezember 2020

    Hallo Angelika,
    wenn ich am Ende einer Malsession noch Farbe auf der Palette übrig habe, verstreiche ich diese auf ein neues Stück Aquarellpapier oder auf eine neue Leinwand. Darauf streife ich dann auch die restliche Farbe aus den benutzten Pinseln ab. So fließt viel weniger Farbe den Abfluss runter. Als Palette benutze ich gerne eine Glasscheibe. Ich lasse die Farbreste darauf trocknen, besprühe sie dann mit Wasser und benutze einen Schaber (so einen für das Seranfeld des Herdes), um die Farbe abzuziehen. Das funktioniert wirklich prima mit Acrylfarbe. Das so bestrichene Aquarellpapier oder die mit Farbresten aktivierte Leinwand dient dann als Einstieg in ein neues Bild. Daraus sind schon häufig tolle Bilder entstanden. Liebe Grüße von Karin

    Antworten
    1. Angelika Biber
      1. Dezember 2020

      Liebe Karin, eine Glaspaste als Palette nutze ich auch. Ich decke die restliche Farbe mit Folie ab für den nächsten Maltag. Ein paar Tage hält sich die Farbe so. Wenn sie dann aber ganz eingetrocknet ist, reinige ich die Glasscheibe genau so, wie du es beschrieben hast. Geht wirklich super einfach und schnell. Mit den Farbresten ein neues Bild zu beginnen,ist auch eine schöne Idee. Vor allen Dingen ist dadurch am nächsten Tag der Einstieg schon ganz locker und frei vorbereitet! Danke für den Tipp,
      liebe Grüße, Angelika

      Antworten
  2. Renate Rüter-Nork
    8. Dezember 2020

    Danke, liebe Angelika , bewundernswert, wie du die Coronakrise meisterst und toll, dass du so viele Tipps an Malinteressierte weitergibst!
    Da Ruth wegen Corona nicht mit nach Bad Reichenhall fahren konnte zum Kurs von HANSL ,und weil der Maltag bei dir ausfiel, kam sie ein paar Mal zu mir ins Atelier, und wir haben gemeinsam gemalt. Ich habe sooo viele angefangene Demobilder und freue mich , wenn ich sie vollenden kann.Einige sind schon auf meiner Homepage.
    Unsere gemeinsame Ausstellung DIPTYCHON in der VHS im März 2021 wollen wir verschieben.
    Es tut mir sehr leid für dich , dass deine Malreisen und die Workshops ausfallen müssen, und es wird sich wohl leider so schnell nichts ändern.
    Toll, dass du Online Kurse geben kannst!
    Alles Gute für dich , bleib gesund, eine schöne Vorweihnachtszeit und herzliche Grüße von Renate

    Antworten
    1. Angelika Biber
      9. Dezember 2020

      Hallo liebe Renate, ja, diese Zeit ist sehr herausfordernd für und alle, weil viele Dinge nicht wie geplant laufen können.
      Ich wünsche dir ebenfalls, dass du gut durch diese Zeit kommst und deine Kreativität dir dabei hilft.

      Herzliche Grüße, Angelika

      Antworten
  3. Katja
    17. März 2023

    Hallo Angelika,
    beim Malen auf Papier: was für welches verwendest du da?
    Dickeres Aquarellpapier? Karton?
    “Normales” Zeichenblock-Papier ist ja etwas sehr dünn für Acrylfarben, oder?
    Gibt es eins, das sich besonders gut eignet?

    Liebe Grüße
    Katja

    Antworten
    1. Angelika Biber
      17. März 2023

      Hallo liebe Katja, ich verwende meist normales Zeichenpapier in A4 so um 200g (Firma Fabriano). Damit geht es schon ganz gut und mit jeder Farbschicht wird das Papier ja weiter versiegelt. Aquarellpapier geht natürlich auch (wellt sich nicht so schnell), dieses hat aber meistens eine Körnung/Struktur während das Zeichenpapier ganz glatt ist. Ich mag das glatte Leiber.
      Herzliche Grüße, Angelika

      Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Scroll to top